Sommerlinde

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Som­mer­lin­de, Tilia euro­paea, L. [Zorn, pl. med. tab. 281] mit Blu­men ohne Honig­drü­sen, und vier­fä­che­ri­gen Frucht­kap­seln, ein auf­Wie­sen an Hai­nen bei Dör­fern ein­hei­mi­scher Baum, wel­cher im Brach- und Heu­mo­na­te hell­gelb blüht.

Der jezt ein­zig gebräuch­li­che Theil sind die unge­mein duf­ten­den Blüt­hen (Flo­res Tiliae) wel­che frisch mit Was­ser oder Wein­geist destil­lirt, die­sen Flüs­sig­kei­ten ihren Wohl­ge­ruch sehr dau­er­haft mitt­hei­len, aber kein äthe­ri­sches Oel über­ge­hen las­sen. Getrock­net ver­lie­ren sie allen Geruch. Die­ses Was­ser hat man in Schwä­che des Kopfs, Schwin­del, und Fall­sucht in ältern Zei­ten sehr gerühmt; jezt dient es blos zum Wohl­ge­ruch der Arz­nei­en, und man ach­tet nicht auf sei­ne Eigen­schaf­ten. Bei schnel­ler Ueber­trei­bung soll es ganz schlei­mi­cht werden.

Die ehe­dem als Erwei­chungs­mit­tel gebräuch­li­che inne­re Rin­de (Cort. medi­us Tiliae) besitzt viel rei­nen Schleim, so wie die, eben­falls zu Umschlä­gen sonst gebräuch­li­chen Blätter.

Das Holz schickt sich, am bes­ten unter allen, zu Ver­fer­ti­gung künst­li­cher Nasen.

Die Koh­le (car­bo tiliae), die zum Zeich­nen vort­re­f­lich ist, und zur Berei­tung der Räu­cher­ker­zen dient, ward in alten Zei­ten in Fall­sucht dien­lich geachtet.