Storaxamberbaum

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Sto­ra­xam­ber­baum, Liqui­dam­bar sty­ra­ciflu­um, L. [Cates­by, Carol. II. tab. 62.] mit hand­för­mig gel­app­ten Blät­tern, an denen die Aus­schwei­fun­gen des Grun­des der Rib­ben zott­haa­rig sind, ein in den sump­fi­gen Wäl­dern von Vir­gi­ni­en, Caro­li­na und Mexi­ko ein­hei­mi­scher, von fer­ne wohl­rie­chen­der Baum, aus dem man aber nur im süd­li­chen Ame­ri­ka den Bal­sam zieht.

Aus Ein­schnit­ten in die Rin­de fließt näm­lich der Bal­sam, den man flüs­si­gen Amber (Liqui­dam­bar, Ambra liqui­da) nennt. Er ist von der Kon­sis­tenz des Ter­ben­thins oder perua­ni­schen Bal­sams, gelb­röth­lich, wenn er älter wird, dun­kel­roth und schwärz­lich, von einem erwär­men­den, schärf­lich gewürz­haf­ten Ge-schma­cke und einem gleich­sam aus Ambra und Sto-rax zusam­men­ge­setz­ten Geru­che. Ihm ist gewöhn­lich gepül­ver­te Rin­de von eben die­sem Bau­me bei­gemischt (um sei­nen Geruch des­to län­ger zu erhal­ten?), wovon man ihn vor dem Gebrau­che durch Aus­pres­sen rei­ni­gen muß. Mit der Zeit ver­här­tet er zu einem braun­schwar­zen, zer­reib­li­chen Harze.

Ehe­dem brauch­te man die­sen selt­nen, aus Neu­spa­ni­en geschick­ten Bal­sam äus­ser­lich häu­fig zu Magen-und Kopf­pflas­tern, gegen Schwä­che die­ser Thei­le, zu Räu­cher­werk und zum Par­fü­miren; auch zur Ver­nar­bung der alten Geschwü­re hielt man ihn für dienlich.

Eine ähn­li­che Sub­stanz ist der flüs­si­ge Sto­rax (Sto­rax, Styrax liqui­da) den man von der Abko­chung der zer­klein­ten Rin­de ent­we­der die­ses, oder doch eines ähn­li­chen Bau­mes in Was­ser, oben­ab schöpft. Der rei­ne­re ist durch­ge­preßt, ziem­lich durch­schei­nend, von der Kon­sis­tenz des Honigs, von röth­li-cher oder grau­er Far­be, duf­ten­dem, sto­ra­x­ähn­li­chem Geru­che und schar­fem Geschma­cke. Er kömmt in sei­nem Wesen dem perua­ni­schen Bal­sam nahe, und soll an sei­ner Stel­le als ein zert­hei­len­des, ver­nar­ben­des Mit­tel gebraucht wer­den kön­nen. Man nimmt ihn zum Sie­gel­lack, und zu Sal­ben gegen Haut­aus­schlä­ge. Er ist ungleich wohl­fei­ler als der flüs­si­ge Amber. And­re haben den flüs­si­gen Sto­rax für ein trüg­li­ches Gemisch aus Sto­rax, Myr­rhe, Ter­ben­thin, auch wohl aus Sto­rax, Weiß­pech und Oel gehal­ten, ohne hin­rei­chen­de Grün­de dafür anzuführen.

Am wahr­schein­lichs­ten von die­sem Bau­me rührt die Weih­rauch­rin­de (Cort. Thy­mi­ama­tis, Thu­ris, Thus Judae­orum) her, wel­che vom Kochen und Aus­pres­sen des flüs­si­gen Sto­rax übrig geblie­ben zu seyn scheint und daher aus lau­ter klei­nern und grö­ßern braun­ro­then, oder rost­far­bi­gen Stück­chen besteht, die wie mit einem flüs­si­gen Har­ze über­zo­gen, und oft mit ver­dorr­ten Blät­tern und einem weiß­wol­li­gen Wesen unter­mischt sind, von scharf­bit­term, zusam­men­zie­hen­dem Geschmack und dem höchst ange­neh­men Geru­che des flüs­si­gen Ambers. Die ihr zuge-schrieb­nen stär­ken­den, Ner­ven ermun­tern­den Kräf­te sind wohl wahr­schein­lich, aber unver­bürgt, da man sich ihrer blos zum Räu­chern bedient, und sie zu die­ser Absicht aus Neu­spa­ni­en zieht.