Venusfrauenhaar

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Venus­frau­en­haar, Adi­an­tum Capil­lus vene­ris, L. [Zorn, pl. med. tab. 332] mit zwie­fach zusam­men­ge­setz­ten Blatt­zwei­gen, deren wech­sel­sei­tig ste­hen­den Blätt­chen in keil­för­mi­ge, gel­app­te und gestiel­te Que­er­stü­cke get­heilt sind; ein im wär­mern und gemä-sig­tern Euro­pa, auch in der Schweitz, Tyrol, Görz, u.s.w. an beschat­te­ten, feuch­ten Fel­sen, inner­halb der Brun­nen­mau­ern, u.s.w. ein­hei­mi­sches peren­ni­ren­des Farn­kraut, des­sen etwa span­nen­lan­ges, schwarzs­ten-glich­tes Kraut (Hb. Capil­li vene­ris, Adi­an­ti, Adi­an-thi nigri) einen schwa­chen, aber ange­neh­men Geruch und einen süß­licht­zu­sam­men­zie­hen­den, gelind­bit­ter­li-chen, nicht unan­ge­neh­men Geschmack hat. Man bedient sich des­sel­ben fast ein­zig, um aus dem mit kochen­dem Was­ser berei­te­ten, (etwas schlei­mi­ch­ten, und viel adstrin­gi­ren­des Wesen ver­ra­t­hen­den) Auf­gus­se mit Zucker einen Sirup (Sirop capil­lai­re, Syru-pus capil­lorum vene­ris) ein­zu­ko­chen, den man noch heiß mit gröb­lich zer­sto­ße­nem Krau­te infun­dirt, und nach der Erkal­tung durch­sei­het. Eini­ge erhö­hen auch sei­nenGe­ruch mit etwas wenig

Pome­ran­zen­blüth­was­ser. Die­ser Syrup wird wenig in unsern Apo­the­ken berei­tet; öfter aus Mont­pel­lier ein­ge­führt. Fast blos zum Luxus scheint er unter Arz­nei­en genom­men zu wer­den, da man wenig von den dem Krau­te (ob mit Grun­de?) zuge­schrie­be­nen Tugen­den in Hus­ten, Anfül­lung der Brust mit Schleim und in Hei­ser­keit in dem Siru­pe zu erwar­ten hat, zumahl da die Gewinn­sucht öfters blo­sen Zucker­si­rup an sei­ner Stel­le verkauft.

Oft wird an der Stel­le die­ses Krau­tes Fuß­frau­en­haar (w.s.) oder auch Frau­en­haar­milz­farn (w.s.) genommen.