Wasserfenchelpeersaat

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Was­ser­fen­chel­peer­saat, Phel­lan­dri­um aqua­ti­cum, L. [Schk­uhr, tab. 71] mit aus­ge­s­preit­z­ten Blat­täs­ten; ein zwei­jäh­ri­ges Kraut von oft mehr als drei Fuß Höhe und einem Sten­gel, wel­cher unten gewöhn­lich einen Zoll, zuwei­len aber eines Armes dick ist. Es wächst hie und dort sehr häu­fig in ste­hen­den Wäs­sern und blüht im Juny.

Das unge­mein groß­blät­te­ri­ge, drei­fach gefie­der­te, fein zert­heil­te Kraut, wel­ches allen Thie­ren zuwi­der ist, und unter den Pfer­den in Schwe­den einen epi­zoo-tischen Halb­schlag ange­rich­tet hat (ver­muth­lich nicht wegen des zuwei­len im Sten­gel nis­ten­den Rüs­sel­kä­fers (Cur­cu­lio para­ple­c­ti­cus, L.), da auch das blo­se Kraut ohne Sten­gel den Scha­fen töd­lich ist), hat man in ältern Zei­ten sei­ner harn­trei­ben­den und schar­bock-wid­ri­gen Kräf­te wegen gerühmt, in neu­ern Zei­ten aber nicht gebraucht. Am häu­figs­ten hat man sich des Samens (Sem. Phel­lan­drii, Foe­ni­cu­li aqua­ti­ci, Cicu­ta-riae aqua­ti­cae tenui­fo­li­ae) bedient, wel­cher läng­licht eiför­mig und etwas platt, ziem­lich gera­de, grün­lich­gelb, flach­ge­rieft, im voll­kom­me­nen Zustan­de zwei Lini­en lang und über eine hal­be Linie dick, vor­züg­lich aber an den auch im trock­nen Zustan­de fest ste­hen­den zwei Staub­we­gen kennt­lich ist, von einem auf­fal­len­den Geru­che, und ekel­haft aro­ma­ti­schem, lang anhal­ten­dem Geschma­cke, wel­cher in den Geschmack and­rer Dol­den­pflan­zen­sa­men ein­schlägt. Man hat ihn schon im vori­gen Jahr­hun­der­te bei Thie-ren vor­züg­lich gegen den Rotz, Hus­ten und das Ver­schla­gen der Pfer­de, so wie auch bei äus­ser­li­chen Ver­let­zun­gen der­sel­ben gebraucht, sei­ne Anwen­dung bei Men­schen aber in die­sem Jahr­hun­der­te vor­züg­lich in der Haus­mit­tel­pra­xis bis zum Aber­wit­ze über­trie­ben, so daß fast kei­ne Krank­heit übrig blieb, in der man ihn nicht emp­foh­len hät­te. Am meis­ten hat man ihn gerühmt gegen gequetsch­te und and­re Ver­let­zun­gen, äus­se­re und inne­re alte, auch fis­tel­ar­ti­ge Geschwü­re, selbst gegen geschwü­ri­ge Lun­gen­sucht, Wind­dorn und Krebs, in Drü­sen­ver­här­tun­gen und andern Geschwüls­ten, über­dem noch in unbe­stimm­ten Brust­krank­hei­ten und Asth­men, in unbe­stimm­ten Wech­sel­fie­bern, in unbe­stimm­ten hys­te­ri­schen und hypo­chon­dri­schen Zufäl­len, ja selbst in Darm­brü­chen, inner­lich zu der unge­heu­ern Gabe von einem Quent­chen, drei bis vier Mahl täg­lich. Ich sage unbe­stimm­ten – denn alle die­se Krank­heits­nah­men drü­cken blos im Aeus­sern ähn­li­che, dem Wesen nach oft sehr abwei­chen­de Krank­hei­ten aus. Im Grun­de kennt man die eigent­hüm­li­che Wir­kungs­art die­ses gewiß kräf­ti­gen Samens fast noch gar nicht. Das ein­zi­ge ist, daß man sahe, er brin­ge in all­zu gro­ßer Gabe läs­ti­ge Schwe­re des Kopfs, eine Art Trun­ken­heit, und Schwin­del zuwe­ge. Ich sahe Blut­spei­en und hie und da her­um zie­hen­de rheu­ma­ti­sche Schmer­zen davon ent­ste­hen und län­ge­re Zeit einen trock­nen Abend­hus­ten davon zurück­blei­ben. Die stärks­ten Gaben, die ich von fri­schem Samen nöthig fand, waren sechs bis sie­ben Gran des fei­nen Pul­vers täg­lich zweimahl.

Er gie­bt in der wäs­se­ri­gen Destil­la­ti­on ein blaß­gel­bes, hef­tig rie­chen­des, durch­drin­gen­des und sehr wirk­sa­mes äthe­ri­sches Oel.