Weihrauchwacholder

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Weih­rauch­wa­chol­der, Juni­pe­rus thu­rif­era, L. mit zuge­spitz­ten, in vier Rei­hen über­ein­an­der geschob­nen Blät­tern, so daß sie vier­kan­ti­ge Zwei­ge bil­den; ein in Afri­ka, doch auch in Por­tu­gall und Spa­ni­en woh­nen­der, bei uns gedei­hen­der, auf drei­sig Schuh hoher Baum mit schwar­zen Bee­ren, wel­che grö­ßer als die des Kram­met­wa­chol­ders sind.

Von ihm hat man mit eini­ger Wahr­schein­lich­keit (ehe­dem gab man den Juni­pe­rus lycia, als Mut­ter­baum an) den aus bei­den Ara­bi­en und Aethio­pi­en über Mocka und Cai­ro, von da aber über Mar­seil­le zu uns gelan­gen­den Weih­rauch (Oli­ba­num, Thus) her­ge­lei­tet, ein aus mehr Harz als Gum­mi bestehen­des Gum­mi­harz in rund­li­chen, ziem­lich gro­ßen Kör­nern von der Grö­ße einer Boh­ne bis zu der einer Wall­nuß, gilb­lich oder mit einem mehl­ar­ti­gem Ueber­zu­ge, halb­durch­sich­tig, tro­cken, zer­brech­lich. Unter den Zäh­nen läßt er sich zer­rei­ben, wird dann zähe und hängt sich an, wird weiß und macht den Spei­chel mil­chicht, von bal­sa­misch bit­ter­li­chem Geschma­cke und ziem­lich süßen, bal­sa­misch har­zi­gem Geru­che. Ange­zün­det brennt er, ohne sich zu erwei­chen mit hel­ler Flam­me und stößt, erhitzt, einen star­ken bit­ter gewürz­haf­ten, erqui­ckend rie­chen­den Rauch von sich. Mit Was­ser gerie­ben, zert­heilt er sich zu einer mil­chich­ten, bal­sa­misch bit­tern Halb­auf­lö­sung. Der Wein­geist löset über die Hälf­te auf, zu einer bal­sa­misch bit­tern, ähn­lich rie­chen­den, gilb­li­chen Essenz.

Man hat ihn in der Essenz, oder mit Eidot­ter zur Emul­si­on gerie­ben, ehe­dem als ein äus­se­res Wund­mit­tel gebraucht und den Rauch davon als ein Stär­kungs­mit­tel bei (lang­wie­ri­gen?) Katar­rhen, beim After­vor­fall, und Stuhl­zwang. Am häu­figs­ten wird er zum Räu­chern beim römisch­ka­tho­li­schen und grie­chi­schen Got­tes­diens­te gebraucht.

Der vie­ler­lei Abt­hei­lun­gen und Nah­men bedient man sich nicht mehr, die die Alten dem ver­schie­dent­lich gestal­te­ten Weih­rauche bei­leg­ten. Sie nann­ten die run­den Kör­ner thus mas­cu­lum, die läng­lich­ten thus foe­mi­ni­num, die zu zwei an ein­an­der kle­ben­den thus (album) testi­cu­la­tum, das fei­ne­re abge­rie­be­ne Pul­ver davon mica thu­ris, das grö­be­re aber, man­na thu­risoder oli­ba­ni man­na.

Die grö­ßern, mar­mor­ir­ten Stü­cke wer­den Weih­rauch in Sor­ten (oli­ba­num infor­tis) genannt.