Wismuth (Wismuthum, Bismuthum, Vismuthum, Marcasita argentea, Plumbum cinereum) ein häufig bei Kobalt und Nickel nicht selten gediegen brechendes, von 9, 670 bis 9, 822 schweres, silberweißes, etwas röthlich schimmerndes, fast klangloses, sprödes Metall von blätterigem Gewebe, welches bei 460° Fahr. vor dem Glühen schmilzt, in verschlossenen Gefäßen sich sublimirt, in offenen aber unter dem Glühen mit einem blauen Flämmchen brennt, und einen gelben Rauch ausstößt, welcher an einer kalten Fläche als ein weißgelber Staub (Wismuthblumen, flores Wismuthi), sich anlegt, indeß der Rückstand sich in einen gelbbräunlichen Kalk (Wismuthasche, Wismuthkalk, Cinis Wismuthi) umändert, welche beide Arten Kalk bei stärkerm Feuer zu einem durchsichtigen, braungelben Glase (Wismuthglas, Vitrum Wismuthi) schmelzen, dessen Kraft, Erden und Metallkalke zu verglasen, sehr groß ist; und welches zu Schmelzfarben angewendet wird.
Mit den meisten Säuren verbindet sich der Wismuth schwierig; nur in der Salpetersäure ist er leicht auflöslich. Alle Verbindungen mit Säuren zersetzen sich durch zugesetztes Wasser, nur die Auflösung des luftsauren Wismuths in Essigsäure ausgenommen, nach meinen Erfahrungen.
Wenn man kleine Stücke zerschlagenen Wismuths in Salpetersäure unter Umrühren auflöset, so daß nur ein Stück nach dem andern eingetragen wird, wenn das erstere aufgelöset ist, die Flüssigkeit nach erfolgter Sättigung durchseihet und unter ein dreißigfaches Gewicht destillirtes Wasser, in einem Zuckerglase enthalten, gießt und das weißtrübe Gemisch umrührt, so fällt bei der Ruhe ein schneeweißer Wismuthkalk (Wismuthweiß, spanisches Weiß; Magisterium Wismuthi, s. Marcasitae, Album hispanicum, Blanc d’Espagne) zu Boden, den man sammelt, aussüßt und im Schatten trocknet; er wird in schwarz angestrichenen Flaschen oder im Dunkeln verwahrt, weil er am Sonnenlicht allmählich grau wird. Das hell abgegossene Wasser enthält noch Wismuthkalk, den man mit luftsaurer Potaschlaugensalzauflösung präzipitirt, bis nichts mehr niederfällt, den Präzipitat aussüßt und trocknet. Dieser gilbliche Wismuthniederschlag (Calx Wismuthi aerata) wird nicht zu dem erstern gethan; er kann zur Bereitung des essigsauren Wismuthsalzes (Wismuthum acetatum), welches nicht durch Wasser zersetzt wird, angewendet werden, wenn man diesen dereinst zur Arznei gebrauchen sollte.
Das Wismuthweiß macht, innerlich genommen, ungeheure Aengstlichkeiten. Man hat es zu einem bis zwei Gran auf die Gabe (Andre lassen sie etwas unbehutsam noch höher steigen) vorzüglich im chronischen Magenschmerz und Magenkrampf und andern von allzu großer Empfindlichkeit der Nerven überhaupt und derer um die Gegend des Magens herum insbesondre herrührenden, vorzüglich hysterischen Zufällen, auch, in den Mund genommen gegen Zahnschmerzen oft mit sichtbarem Erfolge brauchen lassen; doch scheinen die Anwendungsfälle noch nicht bestimmt genug erörtert zu seyn. In Epilepsie und Konvulsionen hat man nichts damit ausgerichtet.
Ueberdem bedient man sich des Wismuthweißes zur weißen Schminke, mit einem Wasser oder mit einem wohlriechenden Fette umgerührt, aufgetragen, theils um die Gesichtsfarbe zu verschönern, theils um Schwinden und Hautausschläge dieses Theiles entweder zu verdecken, oder zu heilen. Da aber dieser Ueberzug auf die Nerven wirkt und so für die Gesundheit des ganzen Körpers nicht gleichgültig ist, sich auch an der Sonne und von brennbaren Dünsten färbt, insbesondre aber wo schwefelichte und schwe-felleberartige Ausdünstungen herrschen, selbst schon auf Abtritten in großen Städten und von den Dünsten des Knoblauchs und der gekochten Eier schnell dunkelgelb oder bleifarben und häßlicht wird, so ist von keiner Seite diese Schminke anzurathen. Die Mahler bedienen sich dieses Weißes ebenfalls.