Zibeth

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Zibeth (Zibe­thum) ist eine dick­li­che, sal­ben­ähn­li­che, schäu­mi­ge, weiß­lichte Mate­rie von sehr star­kem, in der Nähe ziem­lich unan­ge­neh­men, blos in der Ent­fer­nung lieb­li­chem, lan­ge hän­gen blei­ben­dem, dem Ambra etwas ähn­li­chem Geruch und bit­ter­li­chem, schar­fem Geschma­cke, die aus einer drit­te­halb Zoll lan­gen Rit­ze mit her­vor­ra­gen­den Rän­dern, der Oef-nung eines (inner­halb in zwei man­deln­gro­ße Höh­lun­gen get­heil­ten) hüh­ner­ei­di­cken, drü­sich­ten Beu­tels gewon­nen wird, wel­che zwi­schen den Zeu­gungs­t­hei­len und dem After sowohl des männ­li­chen als weib­li­chen Zibeththiers, Viver­ra Zibe­tha, L. [Schre­ber, Säugth. III, tab. 112] mit schwarz gerin­gel­tem, lan­gem Schwan­ze und wel­len­för­mig grau und schwarz gestreif­tem Rücken, liegt, eines in Ara­bi­en, Mala­bar, Siam und auf den phil­ip­pi­ni­schen Inseln ein­hei­mi­schen, schmäch­ti­gen Thie­res, des­sen dün­ner Kör­per bis an den Schwanz 29 Zoll lang, die vor­dern Füße aber nur fünf Zoll hoch sind, wel­ches wild, gefrä­ßig und bei­ßig, im Zor­ne die bors­ti­gen Rücken­haa­re auf­sträubt, und, obschon leicht zähm­bar, doch leicht wie­der in Wild­heit über­geht, sei­ner Nah­rung, klei­nen Thie­ren, Fischen und Vögeln, klet­ternd und im Lau­fe nach­geht, doch auch von Früch­ten und Wur­zeln sich ernährt, und wenig trinkt. Sei­ne Augen fun­keln des Nachts. Man fängt es in Schlin­gen, und ernährt es sorg­fäl­tig, in eiser­nen Käfi­gen ein­ge­sperrt, zu Cai­ro und zu Ams­ter­dam, um von ihm den Zibeth zu gewin­nen, den man die Woche zwei bis drei­mahl mit einem klei­nen Löf­fel­chen aus der beschrieb­nen Oef­nung zwi­schen den Hin­ter­fü­ßen her­vor­hohlt, wel­ches sie gern ver­tra­gen sol­len, da der in den Beu­teln ange­häuf­te Zibeth ihnen Beschwer­de zu ver­ur­sa­chen scheint. Obgleich der fri­sche weiß und schäu­mig ist, so ist doch der beim Auf­be­wah­ren äus­ser­lich und inner­lich gleich­för­mig gilb­lich, end­lich bräun­lich gewor­de­ne nicht weni­ger gut, wenn er dabei obi­gen Geruch und Geschmack besitzt, sich gleich­för­mig, ohne undurch­sich­ti­ge Thei­le, ohne dick­li­che Klümp­chen, auf Papie­re aus­brei­ten läßt, ans Licht gehal­ten, kei­nen andern Geruch als den des Zibeths von sich gie­bt, sich dann ent­zün­det und sprüt­zelt, beim Ver­lö­schen aber blos wie ver­seng­te Haa­re riecht. Doch kann man bei einer so theu­ern Waa­re nicht vor­sich­tig genug seyn, und thut bes­ser, ihn blos von sol­chen ehr­li­chen Kauf leu­ten von Cai­ro oder Ams­ter­dam ein­zu­kau­fen, die ihn selbst gewon­nen haben. Die Unze des bes­ten gilt in Ams­ter­dam 150 Gul­den; die schlech­tern mit Honig, But­ter u.s.w. ver­fälsch­ten Sor­ten aber, die Unze 30 bis 50 Gul­den. Man bringt der­glei­chen auch aus Kal­kut­ta, Bass­o­ra, u.s.w. Die den Zibeth­büch­sen ange­kleb­ten Cer­ti­fi­ca­te sind aber nicht zuverlässig.

Mit Zucker und Wein­geist soll er sich am bes­ten auf­lö­sen lassen.

Sein Geruch bringt zwar, wenn er stark ist, bei vie­len Per­so­nen Ohn­macht und hef­ti­ge Angst her­vor; dieß wider­spricht aber nicht der Behaup­tung der Alten, die ihn (aber nur in sehr klei­ner Men­ge inner­lich oder auch nur äus­ser­lich ange­wen­det) anthys­te­risch und ant­epi­lep­tisch haben wir­ken seyn.

Die Erwe­ckung des Geschlechts­triebs beim zwei­ten Geschlech­te durch Zibeth an die Geburts­t­hei­le auf­ge­stri­chen, ist in neu­ern Zei­ten nicht bestä­tigt wor­den. Er erregt den Kreis­lauf, und treibt Haut­aus­schlä­ge hervor.

Sei­ne häu­figs­te Anwen­dung ist bei Par­fü­mirern. Der Dunst von damit wohl­rie­chend gemach­ten Din­gen soll vor Kop­f­un­ge­zie­fer bewahren.

Man behaup­tet, daß auch von der Viver­ra Civet­ta, L. [Schreb. Säugth. III, tab. 111] der Meles Zivet­ta, s. Briss. mit ober­wärts gefleck­ten, an der Spit­ze schwarz­brau­nen Schwan­ze, kas­ta­ni­en­brau­ner Mäh­ne, und grau und braun gefleck­tem Rücken, einem, den läng­licht spit­zi­gen Kopf aus­ge­nom­men, am Kör­per einer Kat­ze glei­chen­dem Thie­re, wel­ches in Aethio­pi­en, Gui­nea, u.s.w. wohnt, Zibeth gewon­nen werde.