Klinisch nachgewiesene Wirksamkeit bei Standardindikationen
Auch wenn im Vergleich zu “allopathischen” Pharmaka nur geringe finanzielle Ressourcen für Forschung und Entwicklung von Homöopathika zur Verfügung stehen, werden immer wieder Studien durchgeführt, die die Wirksamkeit der Komplex- Homöopathie bei unterschiedlichsten Indikationen untersuchen. Die folgende Übersicht beschränkt sich auf klinische Studien und Anwendungsbeobachtungen und geht nicht auf pharmakologische Invitro- Studien ein.
Bronchitis, Asthma bronchiale
(Eupatorium perfoliatum)
Die Wirkung eines homöopathischen Komplexmittels, das bei 137 Patienten mit Bronchitis (allein) und Bronchialasthma (adjuvant) geprüft wurde, schätzten die Behandler bei sehr hoher Verträglichkeit zu 84% als gut oder sehr gut ein [41].
Die Autoren einer weiteren Studie konstatierten eine hohe Wirksamkeit bei den meisten der 142 mit einem Komplex-Homöopathikum behandelten Patienten mit Bronchitis-Symptomatik. Die Wirksamkeit war umso besser, je akuter die Symptomatik resp. je kürzer die Bronchitisdauer war [42].
In eine plazebokontrollierte Doppelblindstudie waren 84 Asthmatiker eingeschlossen, von denen 61 zusätzlich zur Standardmedikation (Corticoide, Xanthin-Derivate, Expektoranzien) über 9 Monate ein homöopathisches Komplexmittel injiziert bekamen (alle 5 bis 7 Tage). Im Behandlungszeitraum verringerten sich in der Verumgruppe die meisten Bronchialasthma-typischen Laborbefunde (Serum-IgE, ‑IgG, Eosinophilenzahl in Serum und Haut, Serum-ECP u. a.) signifikant gegenüber der Plazebogruppe. Auch die klinische Kondition verbesserte sich deutlich [43].
Pollen-Heuschnupfen
Bei der Hyposensibilisierungsbehandlung (spezifische Immuntherapie), die übrigens zu den homöopathisch inspirierten Therapien gezählt wird, ist der Langzeiterfolg oft unbefriedigend. In einer Pilotstudie konnte mit einem Komplex-Homöopathikum bei 80% der untersuchten 35 Patienten mit Pollinosis eine erhebliche Symptomenverbesserung ohne Nebenwirkungen erzielt werden [44].
Auch eine Vergleichsstudie (Komplex-Homöopathikum vs. Cromoglicinsäure) bei 146 Heuschnupfenbetroffenen zeigte bei 42-tägiger Behandlung die therapeutische Äquivalenz beider Präparate [45].
Akute Sinusitis
Eine Vergleichsstudie umfasste 63 Patienten mit akuter Sinusitis, von denen 33 konventionell (Antibiotika, Sekretolytika, Sympathomimetika) und 30 komplementärmedizinisch (Phytotherapeutikum, Komplex-Homöopathikum) behandelt wurden. Trotz größerer Gruppenheterogenitäten wurden mit beiden Behandlungsstrategien weitgehend identische Ergebnisse erzielt [46].
Auch eine Anwendungsbeobachtung mit einem Komplexmittel bei 119 Sinusitis-Patienten zeigte eine bereits nach 4,1 Behandlungstagen signifikant zunehmende Sekretolyse und damit einhergehende Schmerzlinderung. Bei im Mittel 14-tägiger Behandlungsdauer wurde nur in einem Fall die Gabe eines Antibiotikums notwendig [47].
In einer randomisierten Doppelblindstudie war die Erfolgsrate unterschiedlicher homöopathischer Komplexpräparate bei 152 Patienten mit Sinusitis jeweils etwa gleich hoch (81% bei akuter, 67% bei chronischer Sinusitis) und entsprach jener von Standard-Antibiotika [48].
Grippaler Infekt
In einer Anwendungsbeobachtung bei Patienten mit grippalem Infekt wurde die Krankheitsdauer derjenigen (n = 200), die zusätzlich zur Standardmedikation (Mukolytikum, Antipyretikum/Analgetikum) ein Komplexmittel erhielten, signifikant um 2,3 Tage verkürzt [49].
Mit einer randomisierten, untersucherblinden Studie sollte bei 170 Bundeswehrsoldaten die Effektivität eines Komplex-Homöopathikums mit ASS verglichen werden. Die Autoren stellten eine vergleichbare Wirksamkeit beider Régime fest, präferierten jedoch das Homöopathikum als Stimulans körperlicher Regulationsvorgänge (wohingegen ASS z. B. das Fieber unterdrückt und hierdurch die Virusvermehrung fördert) [50].
Auch Begleitbeschwerden, z. B. eine Tonsillitis, sind mit Komplex-Homöopathika erfolgreich zu therapieren, wie eine Anwendungsbeobachtung mit 107 Patienten zeigte: Bereits nach 2,5 Tagen stellte sich eine signifikante Beschwerdelinderung ein [51].
Impuls-Homöopathie? – Impulse für die Homöopathie!
“Die Homöopathie bildet, glaube ich, eine ebenso wirksame als ungefährliche Methode, und ihre leichteste, um nicht zu sagen ergiebigste Anwendung, ist die Komplex-Homöopathie. Wenn diese Methode auch nicht die absolute Vollkommenheit erreicht, so entspricht sie doch allen Anforderungen der Praxis und besitzt den Vorteil, dass sie die Homöopathie jedermann zugänglich macht”, sagte der Schweizer Homöopath G.-A. Clerc Ende des 19. Jahrhundert [59]. “Jedermann” schließt hier die Laien ein. So sollte auch das vom (ebenfalls aus der Schweiz stammenden) Apotheker Albert Sauter entwickelte System von 36 homöopathischen Arzneien aus ca. 100 verschiedenen Mitteln vor allem “Laien eine leichte und schnelle Mittelwahl ermöglichen” [60].
Die im 19. Jahrhundert häufige Laienanwendung (Selbstmedikation) der Homöopathie ging in den vergangenen Jahrzehnten zugunsten der Therapeuten-gestützten Behandlung stark zurück. Da aber in Zukunft erhebliche Leistungseinschränkungen der GKV im Bereich der Komplementärmedizin zu erwarten sind, wird die klassische Homöopathie in der Arztpraxis – allein schon aus Zeitgründen – immer weniger praktikabel, und der Trend dürfte sich umkehren. Zudem sind auf europäischer Ebene Probleme mit der Zulassung homöopathischer Hochpotenzen absehbar. Wegen dieser Entwicklungen erscheint es sinnvoll, Laien auf die Möglichkeit der naturheilkundlichen Selbstmedikation hinzuweisen (Hilfe zur Selbsthilfe [61]); Komplexpräparate, die wichtige Alltags-Indikationen abdecken (z. B. Klosterfrau Impuls- Homöopathie), können der Homöopathie insgesamt neue Impulse geben [62].
Der neue Begriff “Impuls-Homöopathie” steht somit vor allem als Synonym für “Homöopathie in der Selbstmedikation”. Das unter Schirmherrschaft der Klosterfrau Akademie, Köln, entstandene Sortiment homöopathischer Arzneimittel berücksichtigt besonders die Aspekte von Wirksamkeit und Verträglichkeit sowie die Geeignetheit für die Selbstmedikation. Ausschlaggebend für die Mittelwahl (teils Komplexmittel, teils Einzelmittel) sind neben positiven, empirischen Therapieerfahrungen die unkomplizierten Indikations- und Einnahmevorschriften, die auch medizinischen Laien eine sichere Handhabung ermöglichen. Abgedeckt werden in der Selbstmedikation besonders wichtige Indikationsbereiche wie Erkältungskrankheiten, grippale Infekte, Heuschnupfen, rheumatische Schmerzen, nervös bedingte Beschwerden, Schlafstörungen, Magen- Darm-Störungen oder Kreislaufschwäche [63].
Rheumatische Beschwerden, Wirbelsäulensyndrom
Ein Komplexmittel, das 55 Patienten mit rheumatischen Beschwerden adjuvant zur balneologischen Behandlung erhielten, wurde aufgrund der Behandlungsergebnisse als mittelstark wirksames Antirheumatikum charakterisiert [52].
Ebenfalls unter Kurbedingungen wurden 82 Patienten mit Wirbelsäulensyndrom adjuvant mit homöopathischen Komplexmitteln (als Externa, Interna sowie mittels Injektion) behandelt. Nach im Mittel 33,4‑tägiger Behandlungsdauer war bei 31,4% völlige Schmerzfreiheit und bei 62,1% der Patienten eine gute Besserung der Ausgangssymptomatik erreicht [53].
Unerwünschte Kinderlosigkeit
Zusammenfassung
Der Einsatz von Komplexmitteln ist eine sinnvolle und zudem bei vielen Indikationen wirksame Ergänzung oder Weiterentwicklung der klassischen Einzelmittel-Homöopathie.
Homöopathischen Therapeuten erlaubt sie bei Schwierigkeiten, das genau auf das Beschwerdebild passende Einzelmittel (“Simile”) zu finden, dennoch eine wirkungsvolle Behandlung durchzuführen. Anderen Therapeuten bieten die arzneimittelrechtlich mit einer klar umrissenen Indikation zugelassenen Komplex-Homöopathika eine rationale Anwendung dieser Präparate und zugleich einen guten Einstieg in die Homöopathie.
Im Bereich der Selbstmedikation sind neben der Wirksamkeit vor allem die in der Regel einfache Handhabung und die damit einhergehende hohe Patienten-Compliance entscheidende Argumente für den Einsatz von homöopathischen Komplexmitteln.
In einer Studie wurden 119 Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch überwiegend mit Komplex-Homöopathika behandelt. Danach brachten 19% von ihnen lebensfähige Kinder zur Welt (baby take home rate). Einzelmittelhomöopathie führte später in vier weiteren Fällen der Komplexmittelgruppe noch zur Empfängnis [54].
Nicht so deutliche Ergebnisse erzielte eine Heidelberger Gruppe bei 67 infertilen Frauen. Die plazebokontrollierte, randomisierte Doppelblindstudie zeigte jedoch, dass das Komplex-Homöopathikum nach 6 Monaten tendenziell zu besseren Ergebnissen bei zahlreichen Parametern (spontane Menstruation, verbesserte Progesteronspiegel in der Lutealphase, Verkürzung des Zyklus, frühere Ovulation) sowie der Erfolgsrate führte (Verum: 18,7%, Plazebo: 6,4%, statistisch nicht signifikant) [55].
Schmerzen beim Abstillen
71 Frauen, die unter Standardbehandlung abstillten (Naproxen, Reduktion der Trinkmenge), wurden plazebokontrolliert, doppelblind mit einer schmerzlindernden, entzündungshemmenden homöopathischen Doppelmedikation versorgt. Die Verumgruppe hatte signifikant weniger Laktationsschmerzen, Brustspannung oder spontanen Milchfluss [56].
Herpes genitalis
Die Behandlung mit einem Komplex-Homöopathikum erreichte bei 41% von 53 Patienten mit rezidivierendem Herpes genitalis (mind. 4‑mal pro Jahr) eine Verlängerung der Rezidivfreiheit um 8 bis 50 Monate. Bei weiteren 32% konnte die Rückfallrate deutlich gesenkt werden [57].
Herzerkrankungen
In einer multizentrischen Studie mit 665 Patienten führte die Anwendung eines homöopathischen Komplexmittels (teils adjuvant zur Standardtherapie mit Antihypertensiva resp. verschiedenen Kardiaka, teils in Monotherapie) bei fast 90% der Patienten zu einem als “gut” oder “sehr gut” bewerteten Therapieerfolg. Am besten und schnellsten sprachen funktionelle Herzbeschwerden und Herzstiche auf die Behandlung an [58].
Autor
• Rainer H. Bubenzer, für DAZ/2003 und ZAEN/2004.
Quelle
• Adler M, Bubenzer RH: Homöopathie und Selbstmedikation – Heilen mit Komplex-Homöopathie. DAZ – Deutsche Apotheker Zeitung. 143 (25), 19.6.2003: 47–58 (Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlages).
Autor
• Klosterfrau Gesundheitsservice